Laufzeit bei Optionsscheinen

Die Laufzeit von Optionsscheinen und Faktorzertifikaten

Die Laufzeit ist ein wichtiges Kriterium, um einen Optionsschein oder ein Faktorzertifikat auszuwählen. Der Handel mit derivativen Finanzinstrumenten wie Optionsscheinen und Faktorzertifikaten bietet Anlegern vielfältige Möglichkeiten, um auf Marktbewegungen zu reagieren. Während beide Produktarten auf ähnliche Weise genutzt werden können, um auf Basis eines zugrunde liegenden Wertes (z.B. Aktien, Indizes oder Rohstoffe) spekulative Strategien zu verfolgen oder das Portfolio abzusichern, unterscheiden sie sich deutlich in Bezug auf ihre Laufzeiten. Diese Unterschiede sind entscheidend für die Anlagestrategie und das Risikomanagement.

Laufzeit bei klassischen Optionsscheinen

Optionsscheine sind derivative Finanzinstrumente, die von Banken oder Finanzinstituten emittiert und an Börsen gehandelt werden. Sie geben dem Käufer das Recht, aber nicht die Verpflichtung, einen bestimmten Basiswert (wie eine Aktie oder einen Index) zu einem vorher festgelegten Preis innerhalb eines bestimmten Zeitraums zu kaufen (Call-Optionsschein) oder zu verkaufen (Put-Optionsschein). Dabei können Sie sich allerdings nicht den Basiswert ausliefern lassen. Stattdessen bekommen Sie immer einen Barausgleich.

Begrenzte Laufzeit: Der klassische Optionsschein hat immer eine begrenzte Laufzeit. Das bedeutet, dass er nur bis zu einem festgelegten Verfallsdatum gültig ist, danach wird er abgerechnet. Steht der Basiswert über dem Basispreis bekommen Sie den Barausgleich automatisch gutgeschrieben. Steht er darunter, verfällt der Optionsschein wertlos. Diese Laufzeitbegrenzung erfordert von den Investoren ein präzises Timing und eine genaue Einschätzung der Marktentwicklung, um potenzielle Gewinne zu realisieren.

Dafür bieten klassische Optionsscheine andere Vorteile: Sie haben keine Knock-Out-Schwelle wie Knock-Out-Optionsscheine und werden nicht wertlos, wenn der Basiswert bestimmte Grenzen unterschreitet. Sie haben auch kein Reset wie ein Faktorzertifikat. Sie behalten immer noch einen Zeitwert, selbst wenn der Basiswert unter dem Basispreis notiert und der innere Wert bei Null liegt. Letztendlich kann sich der Basiswert zwischen dem Kauf des Optionsscheins und dem Verfalltag beliebig entwickeln. Solange der Basiswert am Abrechnungstag wieder über dem Basispreis steht, verfällt der klassische Optionsschein, auch Plain Vanilla genannt, nicht wertlos und Sie bekommen eine Auszahlung.

In der Praxis ist es dennoch wünschenswert, dass sich der Basiswert nach dem Kauf eines Optionsscheins schnell positiv entwickelt. Aufgrund des immer schneller werdenden Zeitwertverlusts, besonders in den letzten 3-6 Monaten vor dem Verfall, sollte man den Optionsschein nicht bis zum Verfalltag halten.

Tipp: Wenn Sie mit einem Optionsschein nicht nur kurzfristig spekulieren wollen, sondern mittelfristige Trends begleiten möchten, wählen Sie eine Laufzeit zwischen 12 und 18 Monaten!

Laufzeit bei Discount-Optionsscheinen

Discount-Optionsscheine stellen eine weitere Variante der Optionsanlage dar. Sie ähneln den klassischen Optionsscheinen, bieten jedoch den Vorteil, dass sie zu einem Preis erworben werden können, der unter dem Preis eines klassischen Optionsscheins mit gleichem Basispreis und gleicher Laufzeit liegt. Dieser Preisnachlass (Discount) begrenzt jedoch gleichzeitig das Gewinnpotenzial am oberen Ende durch einen festgelegten Cap (Höchstbetrag).

Begrenzte Laufzeit: Ähnlich wie klassische Optionsscheine haben auch Discount-Optionsscheine eine fest definierte Laufzeit, die bei der Emission festgelegt wird. Innerhalb dieses Zeitraums müssen Anleger ihre Handelsentscheidungen treffen und den optimalen Zeitpunkt für den Verkauf planen. Da die Gewinne durch den Cap begrenzt sind, ist es entscheidend, dass Investoren die Marktentwicklung genau im Blick behalten und die verbleibende Laufzeit stets berücksichtigen, um ihre Investitionen strategisch zu optimieren.

Die begrenzte Laufzeit von Discount-Optionsscheinen fordert also eine aktive Verwaltung und eine präzise Markteinschätzung, um die Vorteile des eingebauten Discounts voll ausschöpfen zu können, ohne durch den Cap zu stark in der Gewinnmöglichkeit eingeschränkt zu sein.

Laufzeit bei Knock-Out-Optionsscheinen

Knock-Out-Optionsscheine sind eine spezielle Art von Optionsscheinen, die zusätzlich zu den Merkmalen eines Standard-Optionsscheins eine Knock-Out-Barriere enthalten. Wenn der Basiswert diese Barriere erreicht oder überschreitet, verfällt der Schein sofort wertlos.

Unbegrenzte Laufzeit: Im Gegensatz zu klassischen Optionsscheinen haben Knock-Out-Optionsscheine häufig eine unbegrenzte Laufzeit, solange die Knock-Out-Schwelle nicht berührt oder durchbrochen wird. Dies bietet den Vorteil, dass Investoren nicht unter dem Druck stehen, die Marktentwicklung innerhalb einer festen Frist richtig vorherzusagen. Allerdings besteht das Risiko eines Totalverlustes, sollte die Knock-Out-Barriere erreicht werden.

Laufzeit bei Faktorzertifikaten

Faktorzertifikate sind ebenfalls derivative Instrumente, die es Investoren ermöglichen, überproportional an der Entwicklung eines Basiswertes teilzunehmen. Sie replizieren die täglichen prozentualen Veränderungen des Basiswertes multipliziert mit einem festgelegten Faktor.

Unbegrenzte Laufzeit: Wie Knock-Out-Optionsscheine haben auch Faktorzertifikate in der Regel eine unbegrenzte Laufzeit. Sie verfallen nicht nach einer festen Laufzeit, was sie besonders für langfristig orientierte Anlagestrategien interessant macht. Allerdings sollten Anleger die Auswirkungen der täglichen Neuberechnung und die potenzielle Volatilität dieser Produkte beachten.

Fazit

Während klassische Optionsscheine und Discount-Optionsscheine durch ihre begrenzte Laufzeit charakterisiert sind, bieten Knock-Out-Optionsscheine und Faktorzertifikate mit ihrer potenziell unbegrenzten Laufzeit mehr Flexibilität für längerfristige Spekulationen oder Absicherungsstrategien. Jedes dieser Instrumente hat jedoch spezifische Risiken und erfordert ein tiefes Verständnis der Mechanismen und des zugrunde liegenden Marktes, um sie effektiv zu nutzen. Investoren sollten daher ihre individuellen Anlageziele sorgfältig prüfen und gegebenenfalls fachkundige Beratung in Anspruch nehmen.