implizite Volatilität

Implizite Volatilität bei Optionsscheinen

Der Preis eines Optionsscheins setzt sich aus seinem inneren Wert und seinem Zeitwert zusammen.. Der Zeitwert wird von einer Größe maßgeblich beeinflusst: Der impliziten Volatilität.

Für die Investition in Optionsscheine ist es nicht entscheidend, die implizite Volatilität bis ins letzte Detail zu verstehen. Deshalb möchte ich Ihnen heute lediglich die wichtigsten Grundzusammenhänge vermitteln. Wir erinnern uns: In meinem Artikel zum Zeitwert eines Optionsscheins hatte ich geschrieben, dass dieser im Wesentlichen von drei Faktoren abhängt: einer davon war die Volatilität des Basiswerts.

Historische Volatilität und implizite Volatilität

Dabei können wir zwei verschiedene Volatilitäten unterscheiden: Die historische Volatilität ist die Schwankungsbreite einer Aktie in der Vergangenheit. Sie kann aufgrund der vorhandenen Kursdaten eindeutig bestimmt werden. Die implizite Volatilität ist dagegen die erwartete Schwankungsbreite des Basiswerts über die Restlaufzeit eines Optionsscheins. Diese erwartete Volatilität wird vom Stillhalter bzw. Emittenten in den Preis des Optionsscheins mit einkalkuliert. Je höher die erwartete Volatilität, desto teurer ist der Optionsschein.

Der Grund dafür ist einfach: Emittenten bzw. Stillhalter, über die sich die Emittenten absichern, können bei volatilen Aktien viel schwerer abschätzen, ob der Optionsschein bis zum Laufzeitende ins Geld kommt oder wertlos verfällt. Dies lassen sie sich von Ihnen in Form einer Risikoprämie bezahlen. Das erste, was wir im Hinterkopf behalten sollten, ist also: Wenn die implizite Volatilität eines Optionsscheins hoch ist, dann bezahlen wir für diesen Optionsschein einen höheren Zeitwert. Das bedeutet: Die Aktie muss stärker steigen, damit wir einen Gewinn mit dem Optionsschein machen können.

Die implizite Volatilität ändert sich ständig

Der zweite wichtige Punkt: Die implizite Volatilität kann heute anders ausfallen als z.B. vor einem Monat, obwohl der Aktienkurs des Basiswerts vielleicht wieder am gleichen Kursniveau steht. Wenn der Aktienkurs im vergangenen Monat Kapriolen geschlagen hat, die Aktie vielleicht um 50% gesunken ist, um dann wieder auf das Ausgangsniveau zu steigen, dann wird die implizite Volatilität ebenfalls gestiegen sein, denn letztendlich schreiben die Stillhalter die Erfahrungen aus der Vergangenheit in die Zukunft fort. Ist der Aktienkurs dagegen vielleicht einen Monat lang unter extrem geringen Schwankungen seitwärts gelaufen, mit viel geringeren Schwankungen als es für die Aktie normal ist, dann wird die implizite Volatilität gesunken sein und der Optionsschein somit an Wert verloren haben.

Für uns als Käufer von Optionsscheinen bedeutet das also: Sobald wir einen Optionsschein einmal halten, ist eine steigende Volatilität gut für uns und eine sinkende Volatilität schlecht. Dies ist der Grund, warum Sie keine Optionsscheine mit einer sehr hohen impliziten Volatilität kaufen sollten. Dann besteht immer die Gefahr, dass diese im Zeitablauf sinkt und Ihr Optionsschein nicht wie erhofft an der Wertentwicklung des Basiswerts teilnimmt.

Gibt es eine empfohlene Grenze für die implizite Volatilität?

Wo ist also die Grenze? Dies kann man so pauschal nicht sagen. Wenn eine Aktie dauerhaft schwankungsfreudig ist, hat sie bei positiver Entwicklung natürlich auch das größte Wertsteigerungspotential und Sie können eine höhere implizite Volatilität in Kauf nehmen, wenn Sie überzeugt sind, dass der Wert schnell steigen kann. Optionsscheine auf die interessantesten Aktien, die auch einmal in 1 Monat 50 % und mehr zulegen können, haben deswegen immer eine hohe Volatilität und sind entsprechend teuer. Geht aber die Rechnung auf und der Basiswert steigt wirklich stark an, dann hat es sich dennoch gerechnet.

Es ist deshalb immer eine Abwägungssache. Wenn ich Optionsscheine empfehle, machen ich mir stattdessen klar, wie weit eine Aktie steigen muss, um den aktuellen Zeitwert durch inneren Wert auszugleichen und wie schnell ich dies der Aktie zutraue.

Eines aber kann man sicher sagen: Wenn mehrere Optionsscheine zur Auswahl stehen, die ansonsten ähnliche Kennzahlen haben und sich in ihrer impliziten Volatilität unterscheiden, dann empfiehlt es sich immer, den Optionsschein mit der geringsten impliziten Volatilität!