Optionsscheine gehören zu den faszinierendsten Instrumenten an den Finanzmärkten. Sie eröffnen Anlegern die Möglichkeit, mit vergleichsweise geringem Kapitaleinsatz überproportional an Kursbewegungen zu partizipieren – nach oben wie nach unten. Doch wo große Chancen locken, lauern auch Risiken. Wer erfolgreich mit Optionsscheinen investieren will, sollte beides im Blick behalten.
Der Reiz des Hebels – und seine Kehrseite
Einer der größten Vorteile von Optionsscheinen ist ihr Hebeleffekt. Ein kleiner Einsatz kann, richtig eingesetzt, eine beeindruckende Rendite bringen. Doch dieser Hebel funktioniert in beide Richtungen. Verläuft die Kursentwicklung anders als erwartet, kann der Wert des Optionsscheins rasch und deutlich fallen – bis hin zum Totalverlust.
Das klingt dramatisch – und das ist es auch, wenn man unvorbereitet investiert. Doch genau deshalb ist Aufklärung so wichtig. Wer die Risiken kennt, kann sich gezielt davor schützen. Und wer strategisch vorgeht, macht sich den Hebel zunutze, ohne sich von ihm überrollen zu lassen.
Risiken, die Sie kennen sollten
Erstens: der Zeitwertverlust. Jeder Optionsschein hat ein Verfallsdatum. Je näher dieses rückt, desto stärker wirkt sich der sogenannte Zeitwertverlust aus – besonders bei Scheinen, die „aus dem Geld“ notieren. Bedeutet: Auch ohne Kursbewegung kann der Schein an Wert verlieren.
Zweitens: die Komplexität der Preisbildung. Viele Anleger unterschätzen, wie viele Faktoren den Kurs eines Optionsscheins beeinflussen – von der Volatilität des Basiswerts über Zinsen, bei amerikanischen Basiswerten der Wechselkurs bis zur Restlaufzeit. Wer sich nur auf die Kursrichtung verlässt, greift schnell zum falschen Produkt.
Mit Strategie und Wissen zu mehr Sicherheit
Was hilft? Erstens: Setzen Sie nur Kapital ein, das Sie notfalls auch verlieren könnten. Zweitens: Informieren Sie sich gründlich über das Produkt – und zwar bevor Sie investieren. Drittens: Denken Sie in Szenarien. Was passiert, wenn der Kurs seitwärts läuft? Wie wirkt sich eine sinkende Volatilität aus?
Und vor allem: Handeln Sie nicht aus dem Bauch heraus. Legen Sie vorher fest, wann Sie einsteigen, wann Sie Gewinne mitnehmen – und wann Sie konsequent aussteigen, falls sich der Markt gegen Sie bewegt. Denn dies ist wohl der wichtigste Punkt bei Optionsscheinen: Sie können wegen der begrenzten Laufzeit klassischer Optionsscheine nicht einfach darauf warten, dass die Aktie irgendwann wieder zurück kommt. Und bei Knock-Out Produkten droht ein hoher Verlust oder Totalverlust bei Erreichen der Knock-Out Schwelle. Deswegen ist es bei jedem Derivat entscheidend, Verluste rechtzeitig zu begrenzen. Ich empfehle einen Ausstieg spätestens bei einem Verlust von 50 %.
Chancen gezielt nutzen
Wer die Spielregeln kennt, kann mit Optionsscheinen gezielt investieren – sei es zur Absicherung, zur Spekulation oder zur taktischen Depotbeimischung. Es geht nicht darum, Risiken zu vermeiden. Es geht darum, sie zu verstehen und bewusst zu steuern.
Genau darin liegt der Unterschied zwischen spekulativem Zocken und strategischem Investieren. Und genau deshalb sind Optionsscheine für viele Anleger nicht nur ein Risiko – sondern eine echte Chance.