Angst und Gier

Angst und Gier – die Feinde jedes Anlegers

Angst und Gier sind die größten Feinde des Kleinanlegers an der Börse.
An der Entwicklung des Dow Jones siehst du, dass unterschiedliche Börsenphasen völlig normal sind.
Es gibt Phasen, in denen die Märkte seitwärts laufen.
In manchen Phasen korrigiert die Börse.
Und es gibt Phasen, in denen die Märkte unaufhaltsam nach oben streben.

Das Idealszenario wäre, direkt nach einer Korrektur einzusteigen und wieder auszusteigen, wenn die Märkte ihren Höhepunkt erreichen.
Das Problem an der Sache: Hinterher sieht es im Chart zwar immer ganz logisch aus, wann du hättest ein- und aussteigen müssen.
Aber im Voraus kennst du diese Zeitpunkte natürlich nicht.
Vor allem scheitert es aber an den menschlichen Emotionen, besonder an Angst und Gier.

Angst und Gier: Märkte machen Nachrichten

Nachrichten machen Märkte, sagt man.
Doch auch die Märkte machen Nachrichten.
Stell dir vor, die Börsen haben viele Jahre lang extrem zugelegt.
Am Ende kommt es noch einmal zu einem richtigen Schub.
Irgendwann werden auch die Massenmedien darauf aufmerksam und berichten davon, welche phantastischen Gewinne man an der Börse machen kann.

Umgangssprachlich reden Börsenspezialisten hier vom Bildzeitungsindikator.
Denn im Frühjahr 2000 berichtete die Bildzeitung groß über Aktien und die Chancen am neuen Markt – nachdem die Aktien fast 10 Jahre lang steil gestiegen waren und ein halbes Jahr vor dem Höchststand.
Sie veranlasste damals viele Kleinanleger, zu überhöhten Kursen zuzugreifen.

Erst jetzt werden viele Anleger durch diese ständig positiven Nachrichten auf die Börse überhaupt aufmerksam.
Sie steigen dann viel zu spät zu viel zu hohen Kursen ein, im Extremfall kurz vor einer längeren Korrektur.
Es ist die Gier, in einem steil steigenden Markt etwas zu verpassen, die sie dazu treibt.
Dabei wäre jetzt eigentlich ein guter Verkaufszeitpunkt.

Umgekehrt herrscht nach einer mehrjährigen Korrektur überall Weltuntergangsstimmung.
Niemand glaubt mehr daran, dass es irgendwann überhaupt noch einmal aufwärts gehen kann.
Viele Aktien haben sich schon halbiert.
Die Presse springt auf den Zug auf und berichtet nur noch von negativen Geschehnissen an der Börse.

Jetzt gibt es zwei häufige Reaktionen von Kleinanlegern: Entweder ist es die blanke Angst vor weiteren Verlusten, die sie dazu treibt, jetzt ihre Aktien abzustoßen.
Oder es ist pure Frustration: „Ach, das mit der Börse wird ja doch nichts mehr.“
Beide sorgen dafür, zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt auszusteigen.
Dabei wäre jetzt eigentlich ein guter Kaufzeitpunkt.
Denn das weißt du ja schon: An der Börse lässt sich nach einer Korrektur das meiste Geld verdienen.

Wann kommst du zur Börsenparty?

Ich habe dazu noch ein schönes Bild:
Stelle dir einen sehr altersschwachen Bus vor.
Der Motor zieht nicht mehr so richtig und trotzdem muss der Bus einen steilen Berg hinauffahren.
Die Kraft reicht gerade so aus, um hochzukommen, wenn alle Sitzplätze belegt sind.

Eine Weile geht das auch ganz gut.
Es sind genau so viele Passagiere an Bord, dass der Bus gut nach oben fahren kann und es steigen etwa so viele Fahrgäste ein wie aus.
Auf halbem Berg werden aber immer mehr Touristen auf den Bus aufmerksam.
Alle Sitzplätze sind schon belegt, die ersten Gäste müssen schon stehen.
Die Laune ist gut, es steigt sogar noch eine Kapelle ein, die lustige Musik spielt.
Dadurch werden noch mehr Gäste, die eigentlich zu Fuß hochlaufen wollen, auf diesen tollen Bus aufmerksam.

Die Party des Jahrzehnts

Die Stimmung wird immer ausgelassener, die Fahrgäste singen und jodeln und rufen den Menschen am Wegesrand zu: „Kommt mit, hier ist die beste Party des Jahrzehnts!“
Jetzt wird es den Gästen, die von Anfang an dabei waren, langsam zu ungemütlich.
Sie steigen an der nächsten Haltestelle aus.
Aber für jeden, der aussteigt, steigen zwei weitere ein.

Irgendwann kann der altersschwache Bus einfach nicht mehr.
Der Motor überhitzt, der Bus kommt nicht mehr weiter hoch.
Doch es steigen immer noch neue Leute ein.
Das ist zu viel! Der Bus fängt an rückwärts zu rollen.
Doch die meisten Fahrgäste glauben, das wäre nur ein vorübergehendes Problem, bleiben sitzen und machen weiter Party.

Doch das Problem löst sich nicht.
Der Bus rollt weiter.
Immer schneller geht es bergab.
Ein gutes Stück weiter unten realisieren immer mehr Leute, dass sie ihr Ziel mit dem Bus nicht mehr erreichen können und springen ab.

Doch erst fast ganz unten begreift die große Masse das Problem und verlässt fluchtartig den Bus, der immer leerer wird.
Als er fast ganz leer ist, steigen die ersten wieder ein.

Das Timing ist nur in der Theorie einfach

Dieser Bus ist die Börse und steht für Angst und Gier.
Wenn die Märkte steigen, dann springen auch immer mehr Marktteilnehmer auf den Zug, oder in diesem Fall den Bus auf.
Doch die weiteste Strecke legen die zurück, die von Anfang an drin waren.
Sie machen den größten Gewinn.
Fast ganz oben ist die Party am lautesten.
Dann steigen gierige Anleger noch ein, obwohl es eigentlich schon viel zu voll ist.
Die klugen Anleger verlassen die Party dann schon.
Sie kommen erst wieder zurück, wenn der Bus leergeräumt ist.

Ich weiß, dass sich das alles in der Theorie sehr einfach anhört.
Aber glaube mir: In der Praxis scheitern daran die meisten Kleinanleger.
Du musst dabei komplett gegen deine Emotionen handeln.
Du musst kaufen, wenn du Angst hast, wenn überall nur noch schlechte Nachrichten zu hören sind und dir jeder vom Aktienkauf abrät.
Und du musst verkaufen, wenn über allem die Sonne scheint und alles perfekt zu laufen scheint.

Deswegen ist mein Tipp für Börsenneulinge:
Versuche es erst gar nicht!
Daran scheitern 90 % aller Anleger, und wenn du nicht ein außergewöhnliches Gespür dafür hast, wirst auch du scheitern.

Mein Tipp für Anfänger gegen Angst und Gier: ETF-Sparpläne

Das heißt aber nicht, dass du nicht an der Börse investieren solltest.
Die Lösung dafür heißt ETF-Sparplan.
Dabei zahlst du jeden Monat den gleichen Betrag in einen kostengünstigen Indexfonds ein, einen sogenannten ETF.
Du kaufst, wenn die Kurse oben sind und wenn die Kurse im Keller sind.

Über Korrekturen kannst du dich freuen, denn in solchen Zeiten bekommst du für den gleichen Betrag mehr Anteile als während Boomphasen.
Wer sich das klar macht und wirklich verstanden hat, schafft es, seinen Sparplan auch in schwierigen Zeiten durchzuziehen.